Der Nutri-Score von A bis E erklärt: Ist Ernährung wirklich so einfach?

Die meisten Menschen tun sich schwer, beim Einkaufen die passenden Lebensmitteln für eine ausgewogene Ernährung zu finden. Geht es dir ähnlich? Das Nutri-Score-Label soll genau das ermöglichen und zwar durch ein einfaches Ampelsystem. Doch lassen sich komplexe Zutatenlisten und umfangreiche Nährwerttabellen auf eine einfache Skala herunterbrechen? Wir haben uns angesehen, was der Nutri-Score kann und was er nicht kann. In diesem Beitrag verraten wir dir, wie Du den Nutri-Score effektiv für Deinen Lebensmitteleinkauf einsetzt und mögliche Fallstricke umgehst.

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Der Nutri-Score

Nutri-Score Definition: Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score ist ein Nährwertkennzeichnungssystem, das Lebensmittel in fünf Kategorien einteilt.

Er soll für Transparenz bei der Nährwertqualität von Lebensmitteln sorgen und Verbrauchern dabei helfen, Lebensmittel mit  günstiger Nährstoffzusammensetzung von solchen mit eher ungünstiger Nährstoffzusammensetzung zu unterscheiden.

Der Nutri-Score wurde vom französischen Forschungsteam für Ernährungslehre (EREN) unter der Leitung von Professor Serge Hercberg mitentwickelt.

Die Initiative geht jedoch bis in das Jahr 2001 zurück. Seit 2016 ist das Modell offiziell in Frankreich gültig.

In Deutschland wurde es vier Jahre später eingeführt. Der Nutri-Score ist hierzulande nicht verpflichtend, darf seit 2020 jedoch freiwillig von Unternehmen zur Nährwertkennzeichnung verwendet werden. Neben Deutschland und Frankreich setzen Belgien, Luxemburg, Niederlande, die Schweiz und Spanien auf das Modell.

Wie funktioniert der Nutri-Score?

Der Nutri-Score bewertet die Qualität von Lebensmitteln und Getränken anhand der enthaltenen Inhaltsstoffe innerhalb einer Produktgruppe und bezieht sich dabei auf 100 Gramm bzw. 100 Milliliter eines Lebensmittels. Die vermeintlich günstigen Inhaltsstoffe (P) werden mit vermeintlich ungünstigen Inhaltsstoffen (N) verrechnet.

Die Skala reicht von A (grün) bis E (rot), wobei A für eine bessere Nährwertqualität steht und E für eine geringere.

Die Nutri-Score-Scala

Nutri-Score-Formel ‒ wie erfolgt die Berechnung?

Die Punkte werden aufgrund folgender Kriterien vergeben:

Positive Punkte:

  • Ballaststoffe
  • Proteine
  • Obst
  • Gemüse
  • Nüsse
  • Hülsenfrüchte
  • Raps-, Walnuss- und Olivenöle

 

Negative Punkte:

  • Energiegehalt (Kalorien)
  • Zucker
  • Gesättigte Fettsäuren
  • Natrium (Salz)

 

In der Folge werden die positiven und negativen Punkte jeweils addiert. Die Gesamtpunktzahl ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Punkte.

Was bedeuten die unterschiedlichen Farben beim Nutri-Score?

Nachdem die Minuspunkte und Pluspunkte miteinander verrechnet wurden, ergibt sich ein Wert, der zwischen -15 und +40 liegt und in eine der Nutri-Score Kategorien A, B, C, D oder E übertragen wird.

Je mehr positive Inhaltsstoffe und je weniger negative Inhaltsstoffe ein Lebensmittel enthält, desto besser ist der Nutri-Score.

Die Zuordnung der Lebensmittel in der Nutri-Score-Tabelle sieht wie folgt aus:

Die Nutri-Score-Tabelle

Wichtig zu wissen:

Beim Nutri-Score werden ausschließlich Lebensmittel der gleichen Kategorie miteinander verglichen, sprich: Die Inhaltsstoffe von Käsesorte 1 werden mit den Inhaltsstoffen der Käsesorten 2 und 3 in Relation gesetzt, jedoch niemals mit Lebensmitteln anderer Kategorien wie z. B. Fleisch oder Gemüse.

Informationen

Warum wurde der Nutri-Score eingeführt?

Die 2017 gewählte Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, ein visuell arbeitendes Nährwertkennzeichen auf Lebensmittelverpackungen einzuführen. Im September 2019 unterstützte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner das französische Modell Nutri-Score aufgrund einer repräsentativen Befragung.

Die Bundesregierung gab im März 2020 eine Verordnung zur rechtssicheren Verwendung des Nutri-Scores an die Europäische Kommission weiter, die im November 2020 in Kraft trat.

Über den Nutri-Score sollen Verbraucher leichter die besten Produkte einer Kategorie für eine ausgewogene, gesunde Ernährung erkennen können.

Wenn du beispielsweise einen kalorienarmen und zuckerfreien Aufstrich suchst, kann dir der Nutri-Score dabei helfen, ein passendes Produkt mit den gewünschten Anforderungen schneller zu erkennen, denn: Der Nutri-Score wird gut erkennbar und visuell ansprechend auf der Verpackung platziert, sodass er sofort ins Auge springt.

Die 5 wichtigsten Vorteile des Nutri-Scores

1. Leicht verständliche Kennzeichnung

Der Nutri-Score verwendet eine klare und einfache Kennzeichnung von A bis E, um die Nährwertqualität von Lebensmitteln ersichtlich zu machen. Dadurch sollen Verbraucher auf den ersten Blick erkennen, wie ernährungsphysiologisch günstig die Inhaltsstoffe eines Produktes sind, ohne komplizierte Nährwerttabellen lesen zu müssen.

2. Gute Vergleichbarkeit

Durch die einheitliche Kennzeichnung ermöglicht der Nutri-Score einen einfachen Vergleich zwischen verschiedenen Lebensmitteln derselben Kategorie. Du erkennst sofort, welches Produkt eine bessere Nährwertqualität aufweist und kannst so eine fundierte Entscheidung beim Einkaufen treffen.

3. Der Nutri-Score berücksichtigt positive und negative Nährstoffe

Im Gegensatz zu Nährwerttabellen, wo eine reine Auflistung der Nährwerte stattfindet, stellt der Nutri-Score sowohl günstige als auch ungünstige Nährstoffe in Relation.

4. Qualitätsanreiz für Hersteller

Der Nutri-Score schafft einen Anreiz für Lebensmittelhersteller, Produkte mit einer besseren Nährwertqualität zu entwickeln. Da die Kennzeichnung freiwillig ist, können Hersteller Produktverbesserungen gezielt bewerben und Verbraucher dazu ermutigen, ausgewogenere Optionen zu wählen.

5. Sinnvolle Initiative zur Prävention von Ernährungskrankheiten

Indem der Nutri-Score auf ungesunde Ernährungsgewohnheiten aufmerksam macht, kann er zur Prävention von ernährungsbedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Zudem hilft er weniger ernährungsbewussten Verbrauchern dabei, beim Einkaufen gesündere Lebensmittel-Alternativen zu entdecken.

Die 5 wichtigsten Nachteile des Nutri-Scores:

1. Isolierte Betrachtung, Vereinfachung und Pauschalierung

Der Nutri-Score basiert auf einer simplen Formel, bei der positive und negative Nährstoffe miteinander verrechnet werden. Dies kann dazu führen, dass Lebensmittel mit einem grundlegend schwachen Nährwertprofil einen positiven Eindruck erwecken, während Lebensmittel mit einem starken Nährwertprofil verhältnismäßig schlecht wegkommen. Das trifft zum Beispiel auf Nüsse zu, die zwar reich an ungesättigten Fettsäuren, Proteinen und Ballaststoffen sind, aber aufgrund ihres hohen Kaloriengehalts oft einen niedrigeren Nutri-Score erhalten, als es ihrer tatsächlichen ernährungsphysiologischen Qualität entspricht. Umgekehrt könnte eine Fertigpizza innerhalb der eigenen Kategorie mit einem A-Score abschließen  ‒ was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass es sich um ein gesundes Lebensmittel handelt, das in übermäßigen Mengen verzehrt werden sollte.

2. Mangelnde Berücksichtigung von Portionsgrößen

Der Nutri-Score berücksichtigt keine Portionsgrößen. So kann ein Produkt als vermeintlich gesund eingestuft werden, obwohl es in größeren Mengen unangenehme Nebenwirkung auslösen kann. Ein Beispiel dafür sind Fruchtsäfte. Sie enthalten zwar viele wichtige Mikronährstoffe, können aber bei regelmäßiger Überdosierung aufgrund ihrer hohen Konzentration zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel, Verdauungsschwierigkeiten und Übergewicht führen. 

3. Fehlende Differenzierung innerhalb von Lebensmittelkategorien

Lebensmittel innerhalb derselben Kategorie werden allgemein bewertet, ohne spezifische Unterschiede zu berücksichtigen. Ein Beispiel ist Joghurt, der zwar viele wichtige probiotische Bakterien, aber auch Zucker enthalten kann. Der Nutri-Score könnte dafür sorgen, dass Verbraucher solche Unterschiede übersehen.

4. Fehlende Berücksichtigung von Lebensmittelqualität und Verarbeitungsgrad

Der Nutri-Score bewertet den Nährwert, berücksichtigt jedoch nicht die Qualität der Zutaten oder den Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln. Ein als "gesund" eingestuftes Produkt kann dennoch stark verarbeitet sein, was für einige Verbraucher ein wichtiger Faktor sein könnte.

5. Oberflächliche Betrachtungsweise

Der Nutri-Score basiert auf sehr allgemeinen Kriterien zur Bewertung. Der genaue Gehalt an Vitaminen, Enzymen oder Mineralstoffen fließen beispielsweise nicht in die Berechnung mit ein.

Nutri-Score auf einer Packung

Wie verbreitet ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score wurde 2016 zuerst in Frankreich und anschließend auch in Belgien, Spanien, Luxemburg, Niederlande, der Schweiz und Deutschland eingeführt. Die Teilnahme ist in der EU nach wie vor freiwillig.

Insgesamt geht die Entwicklung eher schleppend voran. Hierzulande kennzeichnen gerade einmal 40% der Food-Brands Ihre Produkte mit dem Nutri-Score (Stand Dez. 2022).

Übrigens: Entscheidet sich ein Unternehmen zur Teilnahme am Nutri-Score, ist es dazu verpflichtet, das komplette Sortiment zu zertifizieren. Eine Bewertung von ausgewählten Produkten ist nicht möglich.

Nutri-Score Bewertung: Wie verlässlich ist der Nutri-Score?

Wie aussagekräftig der Nutri-Score wirklich ist, wird seit seiner Einführung immer wieder kontrovers diskutiert.

Zahlreiche Studien zeigen, dass Verbraucher den Nutri-Score überwiegend positiv bewerten, weil sie ihn als wertvolle Hilfe beim Einkaufen betrachten. Auch Verbraucherzentrale und Lebensmittelverband stehen hinter dem Modell.

Auf der anderen Seite wirken die Bewertungen von Lebensmittel äußerst zwiespältig, weshalb der Nutri-Score häufig in der Kritik steht. Es gibt unzählige Beispiele für Produkte, die trotz hohem Industriezuckergehalt einen guten Score erhalten, während naturbelassene Produkte wie Nüsse verhältnismäßig schlecht bewertet werden.

Dazu kommt, dass der Nutri-Score Faktoren wie Herkunft oder Erzeugung nicht berücksichtigt.

Gibt es Alternativen zum Nutri-Score?

Ja, es gibt andere NWK-Modelle (Nährwertkennzeichnungsmodelle), wie zum Beispiel die britische Nährwertampel oder das skandinavische Keyhole-System. In Deutschland kommen diese Modelle auf kommerzieller Ebene jedoch nicht zum Einsatz.

Fazit: Was sagt der Nutri-Score letztendlich aus?

Ja, der Nutri-Score kann wichtige Anhaltspunkte geben, welche Lebensmittel einer bestimmten Kategorie eine gute Nährstoffbilanz aufweisen.

Allerdings sagt er nichts darüber aus, ob ein Produkt gesund ist oder nicht. Wenn du deine Ernährung verbessern möchtest, solltest du dir ein grundlegendes Verständnis für Lebensmittel und deren Nährwerte und Inhaltsstoffe aneignen.

Modelle wie die Ernährungspyramide können dabei eine nützliche Hilfestellung sein, sind jedoch auch nicht allgemeingültig. Deshalb wirst du nicht drumherum kommen, ab und zu einen Blick auf Nährwerttabellen und Zutatenlisten zu werfen.

Am Ende des Tages solltest du eine Sache im Hinterkopf behalten:

  • Selbst als vermeintlich „gesund“ eingestufte Lebensmittel können bei Überdosierung zu gesundheitlichen Problemen führen.
  • Umgekehrt sind Lebensmittel mit vermeintlich „ungesunden“ Inhaltsstoffen in geringen Maßen oft unbedenklich. (Bitte frage im Zweifel deinen Hausarzt um Rat)

 

Auch wenn viele Käsesorten beim Nutri-Score eher schlechter abschneiden, sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Milchprodukte wertvolle Proteine, Kalzium und Vitamin B12 liefern ‒ und richtig eingesetzt eine wichtige Rolle in einer ausgewogenen Ernährung spielen können.

Du hast Fragen zum Nutri-Score und den Zusammenhang mit unseren Produkten? Dann schreib uns gerne eine Nachricht. Für mehr Inspiration rund um das Thema Käse sieh dir gerne unsere vielen leckeren Käse-Rezepte an.